Ebertplatz, CUT-OUT zur “Wasserkinetischen Plastik” (1970/77) von Wolfgang Göddertz

Menschen und ihr gesellschaftliches Leben formen die Stadt durch zeitliche und räumliche Schichtungen. Kunst im öffentlichen Raum ist eine solche Schichtung, die über Jahre hinweg eine Stadt durch ihre Form und Präsenz beeinflusst, ihrerseits aber auch geformt wird.

An den Kölner Ringen befinden sich zahlreich Skulpturen im öffentlichen Raum. Jede Skulptur besitzt ihre eigene Formensprache und Präsenz, die in Kommunikation mit dem Raum, der sie umgibt, tritt.

Die formale Grundelemente der Skulpturen an den Ringen werden als eine Schablone verwendet, durch die die Skulptur und ihr Umraum gesehen werden. Vor weißem Grund sieht man durch die ausgeschnittene(n) Grundformen der Skulptur hindurch. Fragmente des Umraums werden sichtbar bis Form und Skulptur exakt aufeinandertreffen. Die Skulptur wird durch die Schablone von ihrem Umraum getrennt, ist für einen kurzen Augenblick nur noch von Weiß umgeben. Dann geben die Lücken in der Schablone einen völlig neuen Blick auf Skulptur wie auch die Umgebung frei. Der Titel ist in Anlehnung an die berühmten „Cut-Outs“ – das Malen mit der Schere – von Henry Matisse gewählt worden, die in seiner letzten Lebens- und Schaffensphase entstanden sind.

Das Verhältnis von politischem, sozialem, städtischem oder elektronischem Raum kann im Postdigitalen Zeitalter nicht mehr getrennt werden. Der virtuelle Raum als eine weitere Schichtung, der wir im öffentlich Raum begegnen, soll Anlass geben, neu über räumliche Wahrnehmung, Haptik und den Einfluß von Kunst nachzudenken: In der Nähe der Skulpturen befindet sich auf dem Boden ein QR–Code, auf dem man per Smartphone die Videos zu den einzelnen Skulpturen anschauen kann. Man bekommt außerdem eine kurze Informationen zur Skulptur und Künstler.

WASSERKINETISCHE PLASTIK
von Wolfgang Göddertz (1944 – 2016)

Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte der Ebertplatz mit Wasserfontänen und gestaltetem Teich zu den Vorzeigeplätzen in Köln. In der Nachkriegszeit dachte man wegen des massiv anwachsenden Autoverkehrs darüber nach, den Platz zu verändern. In den 70er Jahren begann seine Umgestaltung. 1970 sollte die „Wasserkinetische Plastik“ des Kölner Künstlers Wolfgang Göddertz am Ebertplatz installiert werden, eine begehbare Wasserplastik für die Menschen vor Ort. Die Idee soll Wolfgang Göddertz beim Spülen gekommen sein, als er beobachtete, wie das fließende Wasser auf einen Löffel traf.

Wegen Wassereinbruchs verzögerten sich jedoch die Bauarbeiten und die Fertigstellung des Ebertplatzes um sieben Jahre. Der fertige Brunnen konnte erst 1977 installiert werden. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kosten für die Installation der Pumpen so stark angestiegen, dass Göddertz Geld von der Stadt nachfordern musste, was zu einem Streit führte.

Beim Abschalten der Pumpen im Winter wurde die Maschinerie des Brunnens beschädigt. Wolfgang Göddertz schaffte es, für diese Reparatur einen Sponsor zu finden. Das Gleiche passierte jedoch ein zweites Mal und seitdem fließt kein Wasser mehr.

2011 wurde der Brunnen vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz als Denkmal des Monats ausgezeichnet. In der Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt vom 9.2.2017 wurde „ gebeten, den Brunnen des Künstlers Wolfgang Göddertz mit LED-Strahlern anzuleuchten, sowie Graffiti Besprühungen zu entfernen.“ (Laut Niederschrift über die Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt in der Wahlperiode 2014/2020 am Donnerstag, dem 09.02.2017)

Ein Projekt von Johanna Reich